Nachdem ich bereits über meine ersten fünf Partien berichtet hatte, standen jetzt die letzten vier Runden des Klubturniers an. Die B-Gruppe war wie erwartet sehr stark: von rund 1600 bis fast 2000 DWZ war alles vertreten. Ich wusste also, dass jede Partie ein echtes Stück Arbeit werden würde. Am Ende habe ich das Turnier mit 3,5 aus 9 abgeschlossen – sicher nicht perfekt, aber gegen diese Gegnerschaft durchaus solide. Und vor allem habe ich unglaublich viel gelernt.

Runde 6 – Gegen Tom Wolfram: Ein scharfer Kampf, der gekippt ist (0:1)

Ich kam eigentlich gut aus der Eröffnung, aber die Stellung wurde schnell kompliziert. In einer Benko-ähnlichen Struktur übernahm Schwarz immer mehr Initiative, und ich tat mich schwer damit, Gegenspiel zu erzeugen. Als das Zentrum aufging, verlor ich die Kontrolle. Ein taktisches Motiv übersah ich komplett – plötzlich stand ich auf Verlust. Ich habe zwar noch weiter gekämpft, aber objektiv war nichts mehr zu retten. Kein schönes Ergebnis, aber eine Partie, aus der ich viel über Tempo, Aktivität und Zentralkontrolle mitnehme.

Runde 7 – Gegen Philipp Cramer: Lange verteidigt, am Ende doch verloren (0:1)

Das war eine der längsten Partien meines bisherigen Klubturniers. Aus einer ruhigen Eröffnung wurde eine positionelle, zähe Partie, in der ich erst gut stand. Aber nach und nach konnte er seine Figuren besser koordinieren als ich. Als das Endspiel erreicht wurde, hatte Weiß einfach den besseren Plan. Meine Stellung wurde Schritt für Schritt passiver, bis schließlich nichts mehr zu halten war. Hier habe ich gemerkt, wie wichtig Prophylaxe, Geduld und langfristige Planung sind.

Runde 8 – Gegen Michael Weisz: Ein wilder Schlagabtausch und ein verdientes Remis (½:½)

Diese Partie war ein Feuerwerk. Schon früh entstand Chaos auf dem Brett:

  • Material wurde geopfert, Linien öffneten sich, Drohungen auf beiden Seiten – genau solche Partien liebe ich.
  • Zwischendurch stand ich sogar richtig gut und hatte starke Initiative. Leider fand ich in der spätetren Phase nicht die präzisesten Fortsetzungen, und die Stellung verflachte in ein ausgeglichenes Endspiel.
  • Am Ende wurde es ein gerechtes Remis – und eine Partie, auf die ich trotz allem stolz bin, weil ich mutig gespielt habe und nie die Nerven verloren habe.

Runde 9 – Gegen Kai Müller: Ein sauber gespielter Sieg zum Abschluss (1:0)

Zum Glück konnte ich das Turnier positiv abschließen. Ich kontrollierte die Stellung von Anfang an gut, setzte den gegnerischen König unter Druck und gewann im Mittelspiel Material. Das Schönste: Ich blieb ruhig und verwandelte den Vorteil technisch sauber – etwas, das mir vor einem Jahr sicher noch deutlich schwerer gefallen wäre. Ein richtig gutes Gefühl, mit einem Sieg aus dem Turnier zu gehen.

Mein persönliches Fazit

3,5 Punkte aus 9 Partien mögen vielleicht nicht spektakulär aussehen – aber die B-Gruppe ist wirklich stark und durchweg erfahren besetzt. Ich konnte:

✔ gegen jeden Gegner (mehr oder weniger) mithalten,
✔ mutige Entscheidungen treffen,
✔ viele strategische Ideen ausprobieren,
✔ und vor allem: nach Rückschlägen wieder aufstehen.

Die letzten vier Partien haben mir gezeigt, dass ich immer besser lerne, komplexe Stellungen zu handhaben, und dass ich inzwischen auch schwierige Endspiele mit viel Geduld spielen kann. Alles in allem war das Klubturnier wieder eine tolle Erfahrung – und eine wichtige Etappe für meine Entwicklung. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Turnier!