Seit Anfang September läuft das HSK-Klubturnier 2025, das große interne Vereinsturnier, das sich über 3 Monate erstreckt. Gespielt wird unter der Woche im Klubhaus – eine Partie pro Abend, gemütlich, aber ernst: klassische Bedenkzeit im Fischer-Modus, Rundenturnier, 9 Runden pro Gruppe.

Die Teilnehmer sind nach Spielstärke eingeteilt: ganz oben die A-Gruppe, darunter mehrere B-, C-, D- und E-Gruppen. Ich spiele dieses Jahr in einer B-Gruppe, also der zweithöchsten Klasse. Die Gegner dort haben DWZ zwischen 1600 und 1950 – jede Partie ist also eine echte Herausforderung.

Nach fünf Runden bin ich jetzt über der Halbzeit – Zeit für ein Zwischenfazit.

Runde 1 – Gegen Nikolai Rudenko (DWZ 1862): guter Start, aber ein Taktikschock

Meine erste Partie im Klubturnier war gegen Nikolai Rudenko – ein starker Auftaktgegner, kurz nach den Sommerferien. Ich spielte mit Weiß und kam nach der Eröffnung richtig gut ins Spiel. Meine Figuren standen aktiv, ich hatte keine Schwächen, und eigentlich war alles im Lot. Dann übersah ich eine taktische Idee, die mir den ganzen Plan zerstörte. Ein mutiger Springerzug meines Gegners brachte plötzlich meinen König in Bedrängnis, und von da an lief alles gegen mich. Ich versuchte noch, mich zu wehren, aber Nikolai spielte das souverän zu Ende.

Eine ärgerliche Niederlage, aber lehrreich: Ich hatte verstanden, dass man auch in scheinbar ruhigen Stellungen ständig auf kleine taktische Tricks achten muss – besonders, wenn der eigene König nicht perfekt gedeckt ist.

Runde 2 – Gegen Dustin Tennessee Opasiak (DWZ 1791): Kampfpartie mit fairem Ende

In der zweiten Runde spielte ich mit Schwarz gegen Dustin Opasiak, der bekannt dafür ist, aktiv und druckvoll zu spielen. Die Partie war von Anfang an spannend: Schon im Mittelspiel wurde es sehr taktisch, und beide Seiten suchten nach Angriffschancen. Ich stand zwischenzeitlich etwas passiv, konnte mich aber clever verteidigen und alle Drohungen abwehren. Im Endspiel hatte jeder von uns kleine Chancen, aber keiner konnte sie richtig nutzen. Nach über 70 Zügen trennten wir uns friedlich mit einem Remis.

Es war eine der Partien, in denen man spürt, wie anstrengend Schach wirklich sein kann: volle Konzentration über Stunden, und am Ende trotzdem ausgeglichen. Trotzdem war ich zufrieden, weil ich diszipliniert gespielt hatte und nicht in Zeitnot panisch wurde.

Runde 3 – Gegen Bendix Perschk (DWZ 1681): gut begonnen, dann zu wild

In der dritten Runde hatte ich wieder Weiß und wollte aktiv spielen. Anfangs lief alles nach Plan – ich kontrollierte das Zentrum und hatte eine angenehme Stellung. Doch dann öffnete ich die Stellung zu früh, und mein König blieb im Zentrum stecken. Das nutzte mein Gegner eiskalt aus. Er griff gezielt an, aktivierte alle Figuren und brachte mich zunehmend in die Defensive. Obwohl ich noch versuchte, Gegenspiel zu erzeugen, war die Partie im Grunde schon entschieden, als mein König keinen sicheren Platz mehr fand.

Im Nachhinein war das eine klassische Partie zum Lernen: Wenn man eine gute Stellung hat, muss man ruhig bleiben und nicht zu früh auf Action hoffen. Geduld ist manchmal der beste Zug.

Runde 4 – Gegen Leonard Mücke (DWZ 1947): zäh, ruhig und völlig ausgeglichen

Nach der Niederlage wollte ich erst einmal Stabilität – und genau das gelang mir. Gegen Leonard Mücke entwickelte sich eine ruhige Positionspartie, in der keiner von uns ernsthafte Fehler machte. Ich spielte sicher, hielt meine Struktur stabil und wartete auf Chancen, aber Leonard ließ sich nicht beeindrucken. Wir manövrierten über viele Züge, beide suchten kleine Ungleichgewichte, aber am Ende neutralisierten sich die Stellungen gegenseitig.

Das Remis war völlig in Ordnung. Ich hatte keine kritischen Momente, fühlte mich sicher und konnte mitnehmen, dass auch solide, unspektakuläre Partien wichtig sind, um wieder Ruhe und Vertrauen ins eigene Spiel zu bekommen.

Runde 5 – Gegen Leon Tscherepanov (DWZ 1583): endlich ein Sieg mit Plan

In der fünften Runde wollte ich endlich wieder voll angreifen – und das gelang! Mit Schwarz spielte ich konzentriert, sicher und wartete geduldig auf die Fehler meines Gegners. Die Partie war strategisch, keine wilden Taktiken, aber ein echter Stellungskampf. Im Mittelspiel übernahm ich nach und nach die Kontrolle. Mein Gegner spielte etwas zu passiv, und als er schließlich am Königsflügel zu optimistisch wurde, drehte sich das Spiel zu meinen Gunsten. Ich nutzte seine geschwächten Felder aus, aktivierte meine Figuren und konnte eine Figur für ein paar Bauern gewinnen. Dies reichte für die Aufgabe meines Gegners aus.

Dieser Sieg fühlte sich gut an. Nach den intensiven Wochen war das wie ein kleiner Befreiungsschlag – endlich wieder eine Partie, in der vieles passte: Geduld, Übersicht und das richtige Timing.

Zwischenfazit nach fünf Runden

Nach fünf gespielten Partien stehe ich bei 2 Punkten aus 5, also etwas unter 50 %, aber in der starken B-Gruppe ist das ein realistisches Ergebnis. Ich habe schon jetzt viel gelernt:

  • Königssicherheit und Geduld sind wichtiger als spektakuläre Ideen.
  • Zeitmanagement bleibt ein Thema – besonders in langen Positionspartien.
  • Und: Rückschläge gehören dazu, solange man aus ihnen lernt.

Ich merke, wie ich in jeder Partie wachsamer und erfahrener werde. In den kommenden vier Runden will ich das nutzen, um noch konstanter zu spielen und die Balance zwischen Risiko und Sicherheit besser zu finden.

Das HSK-Klubturnier ist für mich die perfekte Mischung aus Training und Ernstfall – jede Partie ist ein kleiner Test, und genau das bringt mich weiter.

Euer
Jonathan Luis

Wir und ausgewählte Dritte setzen Cookies oder ähnliche Technologien für technische Zwecke ein und – mit Ihrer Einwilligung – für andere Zwecke, wie in der Cookie-Richtlinie beschrieben. Verwenden Sie den „Zustimmen“-Button, um dem Einsatz solcher Technologien zuzustimmen. Verwenden Sie den „Ablehnen“-Button oder schließen Sie diesen Hinweis, um fortzufahren ohne zuzustimmen.