Nach dem gestrigen Ausflug stand heute wieder Schach auf dem Programm – Runde 6 der Jugend-Europameisterschaft.

Um 8:00 Uhr begann mein Vorbereitungsgespräch bei Philipp. Wir gingen mehrere Varianten durch, besprachen typische Ideen und ich fühlte mich gut vorbereitet. Mein heutiger Gegner war ein Spieler aus Lettland, rund 200 Elo schwächer als ich – also eigentlich eine lösbare Aufgabe.

Nach dem Coaching gingen Oma und ich um 9:15 Uhr zum Frühstück. Ich hatte ein gutes Gefühl für den Tag, und das Buffet war wie immer reichlich. Danach holten wir unsere Tischtennisschläger und machten uns auf den Weg. Da die Platte am Pool schon belegt war, gingen wir hinunter zum Strand, wo gleich zehn Tischtennisplatten aufgebaut sind.

Dort trafen wir Noah und seinen Vater – schnell waren wir zu viert und spielten Doppel und später auch „Amerikanisch“. Dabei muss man nach jedem Schlag um die Platte laufen, was total witzig, aber auch anstrengend ist. Jeder hat drei Leben, und wer sie verliert, scheidet aus. Am Ende treten die letzten beiden gegeneinander an. Ich liebe dieses Spiel, weil man schnell reagieren und konzentriert bleiben muss – und weil es einfach unglaublich viel Spaß macht!

Um 12:40 Uhr gingen wir zurück ins Hotel zum Mittagessen. Heute war ich schnell fertig, und Oma meinte, ich könne schon mal aufs Zimmer gehen. Dort las ich noch ein Stück in meinem Fantasybuch, bevor wir uns gegen 13:30 Uhr auf den Weg zum Spiel machten.

Wie immer verabschiedete sich Oma vor der Halle und wünschte mir Glück. Während ich spielte, ging sie an den Strand. Eigentlich wollte sie schwimmen, aber sie hatte sich etwas erkältet und entschied sich, lieber auf einer Bank zu sitzen, das Meer zu beobachten und ein Hörbuch zu hören.

Um 17:15 Uhr war sie wieder an der Halle und wartete gemeinsam mit den anderen Eltern. Auf einer großen Leinwand konnte man den Live-Stream der Partien verfolgen – besonders spannend, wenn die Bedenkzeit knapp wird! Nach 90 Minuten hat jeder Spieler nur noch 30 Sekunden pro Zug, und das fühlt sich fast an wie Blitzschach unter Druck.

Um 17:45 Uhr war meine Partie vorbei – Niederlage durch Zeitüberschreitung. Das war besonders bitter, weil der entscheidende Zug wirklich nur Sekunden zu spät kam. Ich war traurig, enttäuscht und wütend auf mich selbst. Oma nahm mich in den Arm, tröstete mich und meinte, dass so etwas eben dazugehört. Trotzdem liefen mir ein paar Tränen über die Wangen – man steckt so viel Herzblut hinein, da darf das auch mal sein.

Zurück im Hotelzimmer las ich erstmal, um mich abzulenken und runterzukommen. Oma sagte, das sei genau das Richtige – das Nachdenken ändert ja nichts mehr, und morgen ist ein neuer Tag.

Beim Abendessen um 19:10 Uhr ging es mir schon viel besser. Wir saßen im ruhigeren kleinen Speisesaal und redeten über den Tag. Danach spielten Oma und ich noch eine Runde Kniffel – diesmal hatte ich mehr Glück und gewann!

Um 20:15 Uhr traf ich mich mit Philipp zur Partieanalyse. Wir schauten gemeinsam durch, was ich besser hätte machen können. Danach hieß es: duschen, lesen, schlafen. Morgen wartet die nächste Chance – und irgendwann muss ja auch jede Serie mal reißen.

Euer
Jonathan Luis