Am 18. Oktober 2025 stand für mich das letzte Vorbereitungsturnier vor der Jugend-Europameisterschaft in Montenegro an: der 12. Blankenesener Jugendpokal in Hamburg. Gespielt wurde in der Altersklasse U10 mit 43 Teilnehmern, und ich war mit meiner DWZ an Nummer 1 gesetzt.
Die Bedenkzeit betrug 20 Minuten pro Partie, also klassisches Schnellschach – genau richtig, um das Denken unter Zeitdruck noch einmal zu trainieren. Ich wollte schauen, ob die Form, die ich beim HSK Youth Cup langsam zurückgewonnen hatte, jetzt stabil bleibt.
Ein unglücklicher Start
Leider begann das Turnier für mich mit einem kleinen Dämpfer. In der ersten Runde traf ich gleich auf den späteren Turniersieger aus Bremen – und verlor auf Zeit. Das war besonders ärgerlich, weil ich eine Gewinnstellung hatte. Aber so ist Schnellschach: Eine Sekunde zu lang überlegt, und schon ist die Uhr gnadenlos abgelaufen.
Durch die Niederlage bekam ich danach eher schwächere Gegner, und so schwamm ich nicht mehr im oberen Feld mit. Das wirkte sich später auch auf meine Buchholz-Wertung aus, also den Durchschnitt der Punkte meiner Gegner – und genau die wurde am Ende zum entscheidenden Faktor.
Kampf bis zum Schluss
Nach dem Fehlstart wollte ich zeigen, dass ich es besser kann. Ich gewann mehrere Partien in Folge und spielte in Runde 5 gegen den späteren Zweitplatzierten. Es war eine spannende Partie, in welcher ich einen Abzugsangriff übersah und die Dame einstellte. Ich konnte jedoch eine Figur und einen Turm gewinnen und so endete die Partie am Ende glücklich Remis. Damit war mir aber auch klar: Das Treppchen wird heute schwer zu erreichen.
In der letzten Runde traf ich noch einmal auf einen starken Gegner. Ich wusste: Wenn ich die Partie gewinne, bleibe ich zumindest im oberen Feld. Ich spielte konzentriert, griff mutig an – und gewann! Das war ein schöner Abschluss und ein gutes Gefühl nach einem langen Tag.
Am Ende holte ich 5,5 Punkte aus 7 Partien und wurde Fünfter. Das klingt auf den ersten Blick gut, aber ich war punktgleich mit Platz 2 – nur meine niedrige Buchholz sorgte dafür, dass ich etwas abrutschte.
Zwischen Zufriedenheit und Anspruch
Ehrlich gesagt bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, aber nicht ganz glücklich. Ich weiß, dass ich normalerweise etwas stärker spielen kann. Das soll die Leistung der anderen natürlich nicht schmälern – sie haben wirklich stark gespielt –, aber ich hatte mir persönlich einfach etwas mehr vorgenommen.
Trotzdem: Ich merke, dass ich mich wieder besser fühle, dass mein Kopf klarer wird und die Konzentration langsam zurückkommt. Die letzten Wochen waren nach den schwierigen Turnieren im Herbst nicht leicht, aber dieses Turnier hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Nächster Halt: Montenegro
Jetzt heißt es Koffer packen und noch einmal fokussiert trainieren, denn am 28. Oktober geht’s los zur Jugend-Europameisterschaft nach Montenegro!
Der Blankenesener Jugendpokal war also mein letzter Härtetest – und auch wenn nicht alles perfekt lief, nehme ich viel Selbstvertrauen mit. Denn jedes Turnier, jede Partie, jede Erfahrung bringt mich ein Stück weiter. Und wer weiß – vielleicht läuft es in Montenegro genau dann richtig rund.
Euer
Jonathan Luis